Dicke Luft an Silvester – mit Feinstaubbelastung ins neue Jahr]

Das ganze Jahr über sorgen wir uns um die Feinstaubbelastung: In Gewerbegebieten, in industriellen Anlagen, in Ballungsräumen und in einzelnen Städten. Wir diskutieren sogar über wahnsinnige Skandale im Straßenverkehr und ziehen komplette Dieselverbote in Erwägung. Apropos haben wir schon einen Beitrag veröffentlicht, indem wir sachlich erklären, ob Dieselfahrverbote überhaupt Sinn machen oder nicht. Dennoch verballern wir alle Jahre wieder ein Fünftel dieser im Straßenverkehr produzierten Menge Feinstaub an nur einem einzigen Tag: Silvester. Und das auch noch richtig feierlich.

Feinstaubbelastung an Silvester

Insgesamt blasen wir jährlich an die 5000t Feinstaub in die Luft, die wir atmen, sagt das Umweltbundesamt. Wie Nebel hüllen die mikroskopisch kleinen Partikel, bestehend aus Kohlendioxid, Schwefeldioxid und Ruß, uns und unser Zuhause ein. Feinstaubwerte, die normalerweise bei um die 20 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen, steigen explosionsartig auf bis zu 4000 Mikrogramm in der ersten Stunde des neuen Jahres. So begrüßen wir also das neue Jahr? Das klingt vor allem eins: dreckig.

Rund 135 Millionen Euro geben Deutsche jedes Jahr aus für allerhand Feuerwerkskörper von Raketen und Batterien zu Böllern und Knallern: Gekauft wird alles was hell wird und richtig Krach macht. Böse Geister will man damit verjagen – ein Brauch aus dem späten Mittelalter.

Lärm und Schmutz – der Albtraum für Mensch und Natur

Was wir im späten Mittelalter noch nicht wussten, dafür aber heute umso besser ist, dass das eigentlich gar keine so tolle Idee ist. Nicht nur schadet diese Tradition der Gesundheit des Menschen, sondern auch der Umwelt. Hinzu kommt natürlich die Tatsache, dass das Ganze eine unglaublich teure Lärmbelästigung ist – für Kinder, aber auch für Tiere. Um zu verstehen, was Feuerwerk für die Umwelt bedeutet, hilft es, sich am Morgen danach einmal umzusehen. Es scheint, als träume man noch – und zwar einen Alptraum.

Wie auch in die menschliche Lunge, dringen die für das Auge unsichtbaren Partikel samt der entstandenen bis zu 80t Müll in alles ein, was sie umgeben: Wiesen, Wälder, Flüsse, Trinkwasser. Und mit dem Feinstaub,  auch was sonst so in Feuerwerk ist: Viel Plastik, aber vor allem auch Chemie. Zum Beispiel durch das Schwarzpulver, bestehend aus Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel, sowie Strontium-, Kupfer- und Bariumverbindungen für schöne Farben. Im Chemielabor muss so etwas als Sondermüll behandelt werden.

Muss das wirklich sein?

Wenn die Auswirkungen beim Menschen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über vermehrte Krankenhausaufnahmen wegen Herz-Kreislauf-Problemen bis zu einer Zunahme der Sterblichkeit reichen – was macht das dann mit der Lunge der Erde: der Natur?

Doch Silvester ohne Feuerwerk, geht das? Wenn auch für uns Deutsche selbstverständlich – nicht überall wird ins neue Jahr hinein gezündet. In Mexiko, Slovenien und Dänemark ist das zum Beispiel ganz normal. Und in Frankreich und Griechenland wird das Ganze lieber den Pyrotechnikern überlassen. Aber auch in Deutschland finden sich zunehmend mehr Städte, in denen privates Ausführen von Feuerwerkskörpern in bestimmten Stadtteilen nicht mehr erlaubt ist: zum Beispiel in Konstanz, Ravensburg, Düsseldorf oder Hannover.

Jedoch müssen wir nicht auf uns betreffende Regelungen warten, um die Tradition zu überdenken und zu entscheiden. Mittlerweile um die schädliche Wirkung von Feuerwerkskörpern wissend, gilt es abzuwägen: Was bedeutet Silvester für mich? Kann ich feiern, auch ohne unsere Gesundheit und die der Umwelt zu belasten?

Wir freuen uns darauf, Silvester dieses Jahr wieder in Ruhe zu genießen, ganz wortwörtlich genommen. Gefeiert wird mit dem Wichtigsten: leckerem Essen in noch besserer Gesellschaft – und um Mitternacht wird selbstverständlich angestoßen.