Abgasskandal und Dieselfahrverbote
Seit dem Abgasskandal geht es im Transport-Sektor drunter und drüber. Ein massiver Betrug wurde aufgedeckt zum Leid der Bevölkerung, der Verbraucher und der Eigentümer eines Dieselfahrzeuges. Skandalös. Gepriesene Emissionswerte sind nicht eingehalten worden und die Automobilindustrie will für den Schaden nicht aufkommen. Durch eine Austauschprämie soll ein Fahrzeugwechsel stattfinden. Doch dieser ist für den Endverbraucher immer mit Mehrkosten verbunden.
Durch die Einführung von Dieselfahrverboten in bestimmten Straßenabschnitten von Großstädten mit kritischer Luftqualität will man den bösen Stickoxiden (NO und NO2 = NOx) den Kampf ansagen. Hierzu wurden Fahrverbote gerichtlich durchgesetzt. Doch da stellt sich eine*r die Frage:
Wie sinnvoll sind Dieselfahrverbote überhaupt?
Problem Feinstaub
Feinstaubalarm – bekannt aus Fernsehmeldungen und im Straßenverkehr. Durch erhöhtes Verkehrsaufkommen von Verbrennungsmotoren (sowohl Benziner als auch Diesel) in diversen Straßenabschnitten oder Stadtteilen entsteht Feinstaub. Daher wird oft von der Stadt empfohlen auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Oder Fahrgemeinschaften zu bilden.
Welche Fahrzeuge haben einen erhöhten Feinstaubausstoß?
Alle Verbrennungsmotoren, welche einen fossilen oder kohlenstoffbasierten Kraftstoff nutzen. Das heißt sowohl Diesel als auch Benziner (und Erdgas) sind betroffen. Aber dies ist nur ein Teil der Geschichte zum Thema Dieselfahrverbote. Es gibt noch Stickoxide, welche hauptsächlich durch Dieselfahrzeuge emittiert werden. Die Stickoxide waren letztendlich die Hauptursache für den Erlass der Dieselfahrverbote in den Großstädten.

Problem Stickstoffdioxid (NOx)
Zunächst sei erwähnt, dass der durch die Medien bekannte Dieselfahrverbot auf den erhöhten Stickstoffdioxid-Anteil (NO und NO2; auch als NOx beschrieben) im Abgas von Dieselfahrzeugen generell zurückzuführen ist. Die Dieselfahrzeuge machen einen Anteil von ca. 70% dieses Schadstoffes aus. Dieses Reizgas greift das Lungengewebe an und kann besonders bei Asthmatikern eine Bronchienverengung auslösen und somit die Wirkung von Allergenen begünstigen. Allgemein sind Lungen-, Herz-, und Kreislaufprobleme die häufigste Ursache durch NOx in der Luft. Mehr zu den Risiken hat das Umweltbundesamt für Euch zusammengefasst.
Problem ist, dass Dieselverbrennungsmotoren – besonders welche, die die Euro 5-Norm erfüllen – einen hohen Anteil dieser gesundheitsbedenklichen Stickoxide emittieren. Der hohe Anteil von NOx entsteht aufgrund ihres Verbrennungsprozesses und der hohen Flammentemperatur sowie des nachgeschalteten Dieseloxidationskatalysators (DOC).
Durch das Dieselfahrverbot verbrauchen wir mehr Kraftstoff, stoßen mehr CO2 aus und lagern die NOx-Emissionen auf andere Straßen um.
Also sind wir mit einem Dieselfahrzeug umweltfreundlicher unterwegs und können gleichzeitig etwas Geld sparen? Grob gesagt, ja. Eine Faustformel gilt: geringerer Kraftstoffverbrauch = geringerer CO2-Ausstoß. Dennoch sind alte Dieselfahrzeuge (bis einschließlich Euro 5) mit seinen hohen NOx-Emissionen nicht optimal für die Gesundheit der Menschen.
Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro 5
Insbesondere alte Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro 5 sind schlecht bei der Einhaltung der NOx-Grenzwerte in den Städten. Das liegt daran, dass sie keinen AdBlue® und SCR-Katalysator nutzen, um die NOx-Emissionen im Abgas zu reduzieren. Die neuen Dieselfahrzeuge ab Euro 6d und 6d-TEMP erfüllen die Emissionsgrenzwerte erfolgreich. Daher dürfen diese Dieselfahrzeuge weiterhin in allen Zonen fahren.
Aber gehen wir noch etwas weiter und stellen uns folgende Fragen. Was passiert jetzt eigentlich mit den Dieselfahrern, welche ihr Auto für das Pendeln zur Arbeit benötigen? Und ihre vertraute Route durch die Stadt aufgrund des Dieselfahrverbotes nicht mehr nutzen dürfen?
Diese werden vermutlich einen größeren Umweg zur Arbeit in Kauf nehmen müssen und somit intensiver Nebenstraßen nutzen. Also wieder mehr Kraftstoff verbrauchen und die NOx-Emissionen auf andere Straßenabschnitte umlagern. Der Dieselfahrer, welcher sich nicht für die Austauschprämie entschlossen hat, wagt einen Wechsel zu einem Benzinerfahrzeug mit einem Mehrverbrauch. Also wieder eine größere CO2-Belastung für die Umwelt. Eher empfiehlt sich ein Wechsel zu einem Erdgasfahrzeug, welches viel weniger CO2 emittiert als ein Diesel oder Benziner. Hinzukommt, dass Erdgas über regenerative Maßnahmen (z.B. Biogasanlage) erzeugt werden kann.

Dieselfahrverbote: Vor- und Nachteile
In der folgenden Tabelle habe wir nochmal sämtliche genannten Vor- und Nachteile aufgelistet bezüglich der Dieselfahrverbote in Großstädten.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Lokale Verbesserung der Luftqualität für Fußgänger und Passanten in verkehrsintensiven Großstädten | Bei konstanter Verkehrsanteilnahme höhere Verlagerung der Stickstoffoxid in anderen Bereichen der Stadt |
Straßenabschnitte mit Dieselfahrverbote attraktiver für Benziner-Fahrzeuge | erhöhtes Verkehrsaufkommen auf umliegenden Straßen höhere Verkehrsdichte = hohe Staugefahr = höherer Anteil an Stickstoffoxiden (bei vielen Dieselfahrzeugen) sowie Feinstaubpartikeln in der Luft (ebenfalls toxisch) = Mehrverbrauch an Kraftstoff und somit mehr CO2-Ausstoß |
Dieselbesitzer wechseln eventuell auf alternative Verkehrsmittel -> Hybrid-, Elektro-, Erdgasfahrzeuge, Brennstoffzelle etc. -> Fahrrad oder zu Fuß -> Öffentliche Verkehrsmittel (Bus, Straßenbahn) | Für Umstieg auf alternative Verkehrsmittel noch zu wenig staatliche Förderung sichergestellt. -> Auslastung der Straßenbahn, Busse und allgemeinen öffentlichen Verkehrsmitteln sind zu erwarten. |
Eventuelle Umstellung im Denken der Bevölkerung zum Thema Transport und Umwelt | Menschen, die aus dem Umland in die Stadt fahren (z.B. Pendler zur Arbeit), können nicht mehr direkt ins Stadtinnere fahren |
Dieselverbot richtet sich primär an Dieselbesitzer (bis Euro 5 Fahrzeug) und nicht den Fahrzeugherstellern (Nachrüstung zur Einhaltung der Euro 6d-TEMP - notwendig ab dem 1.09.2019 - ist kostenintensiv) | |
Umstieg auf Benziner-Fahrzeug führt bei gleichbleibendem Verkehr zu höheren CO2-Emissionen -> klimaschädlicher |

Alternative Transportmittel
- Falls ein Auto notwendig ist und das nötige Kleingeld für ein Elektro- oder Hybridfahrzeug nicht da ist, ist ein Erdgasfahrzeug aktuell die beste Anschaffungsvariante.
- Mit dem anhaltenden Verkauf von SUV-Fahrzeugen ist der Umwelt nicht geholfen. Wenn ihr wirklich ein Auto benötigt, kauft ein möglichst kleines und sparsames Fahrzeug, welches Euren Bedürfnissen ausreichend entspricht.
- Wer flexibel unterwegs sein möchte, der könnte beim Pendeln in die Stadt das Fahrzeug am Stadtrand abstellen (falls Parkmöglichkeiten gewährleistet sind) und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.
- Wer sowieso in der Stadt lebt und nicht zwangsweise ein Auto benötigt, könnte komplett mit den Öffentlichen unterwegs sein oder idealerweise das Fahrrad nehmen. Ein bisschen mehr Bewegung hat noch keinem geschadet.

Fazit
Das Dieselfahrverbot ist kein erfolgreicher Ansatz zur Förderung der Umwelt und Reduzierung des Klimawandels. Eine nachhaltigere Energiewende sowie Lebensweise ist der einzige zukunftsfähige Schritt zur Besserung der Lebenslage für Mensch und Natur. Ein Umstieg auf alternative Transportmittel wie das Fahrrad oder die Öffentlichen ist empfehlenswert. Der Wechsel von Diesel auf einen Benziner ist aktuell nicht ratsam, da immer noch fossile Kraftstoffe verbraucht werden. Verbrennungsmotoren werden dennoch in naher Zukunft noch weiter verbessert und man kann damit rechnen, dass diese noch sparsamer, sauberer und effizienter werden.
Eine nachhaltigere Energiewende sowie Lebensweise ist der einzige zukunftsfähige Schritt zur Besserung der Lebenslage für Mensch und Natur.
Wer aktuell dennoch ein Auto benötigt und der Geldbeutel klein ist, ist mit einem Erdgasfahrzeug am besten aufgehoben. Dennoch sei darauf zu achten, dass der Fokus auf den ausreichenden Bedürfnissen ausgerichtet ist. Wer Interesse an ein Elektro- oder Hybridauto hat, sollte gerne im Hinterkopf behalten woher dieser Strom für den Antrieb bezogen wird – Braunkohle, Atomenergie, oder doch aus Wind-und Solarenergie? All diese Faktoren gilt es zu berücksichtigen für eine zukunftsfähige Entscheidung!
3 Kommentare
So gut! Danke für die Infos und die prägnante Erklärung !
Absolutes Kompliment an den Autor! Der erste Artikel ohne unnötiges Bashing (zb gegen VW) fundiert, gut recherchiert (oder einfach gutes Fachwissen) und klar verständlich zusammengefasst!
Toll recherchierte Artikel!
Grüße von den Fahrradkurieren
https://radkurier24.com