Der Fehmarnbelt-Tunnel soll ein 18km langer Autobahn- und Güterzug-Tunnel werden, der Deutschland und Dänemark verbinden soll. Klingt im ersten Moment nicht schlecht. Doch es handelt sich um einen Absenktunnel, der direkt durch die Ostsee hindurch gebaut werden soll. Das ist einerseits nicht günstig, andererseits hat es Auswirkungen auf die Umwelt. Welche Auswirkungen das sind und welche Alternativen es gibt, haben wir für Euch zusammengefasst.
Fehmarnbelt-Tunnel
Der Fehmarnbelt-Tunnel soll ein 18km langer Absenktunnel werden, der Deutschland und Dänemark verbinden soll. Bauherr ist das dänische Staatsunternehmen Femern A/S. Für den Bau des Tunnels muss ein riesiger Graben von 18km Länge, bis zu 60m Breite und bis zu 16m Tiefe in den Ostseeboden gerissen werden. Ebenfalls ist eine Hinterlandanbidung notwendig, die insbesondere die Insel Fehmarn, aber auch weite Teile der Ostseeküste, zu spüren bekommen.
Zahlen und Fakten
Stuttgart21, der Berliner Flughafen – vielleicht schließt sich der Fehmarnbelt-Tunnel bald der Liste an. Denn das Bauprojekt könnte Nord-Europas größte Baustelle werden. Der größte Absenktunnel der Welt kostet dementsprechend einiges an Geld. Ursprünglich waren Kosten von 840 Millionen Euro angesetzt. Doch mittlerweile liegt die Kostenrechnung des Gesamtprojekts bei 10 Milliarden Euro. Nicht nur die Kosten-, sondern auch Klimarechnung ist absurd. Allein durch die Bauphase werden 3,1 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt.
Der größte Absenktunnel der Welt würde täglich von ungefähr 5500 Fahrzeugen genutzt werden. Zu dem Halmburger Elbtunnel, welcher täglich von bis zu 145000 Fahrzeugen benutzt wird, stellt der Fehmarnbelt-Tunnel keinen wirklichen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Nutzen dar. Dies ergab auch eine Studie von Schleswig-Holstein.
Doch wieso sollte man dann diesen Tunnel bauen? Der Neubau des Tunnels wird von dem Planfeststellungsbeschluss (PFB) mit “unzureichenden Verkehrsverhältnissen zwischen Europa und Skandinavien” begründet. Allerdings klassifiziert das Verkehrsgutachten “Bedarfsbezogene Verkehrsmarktuntersuchungen im Kontext der geplanten Festen Fehmarnbeltquerung (FFBQ)” der Hanseatic Transport Consultancy (HTC) diese Aussage als ein “Luxusproblem”. Ebenfalls wurde in dem Verkehrsgutachten zusammengefasst, dass schon heute die bestehende Infrastruktur deutlich unterausgelastet ist und ein Zuwachs nach der Eröffnung des Tunnels skeptisch betrachtet wird. Nur in 1 von 12 Monaten – durch Ferienzeit – kann es zu punktuellen Staus und damit verbundenen Wartezeiten kommen. Unzureichende Verkehrverhältnisse gelten daher – wie der PFB beklagt – nicht. (Quelle)
Umweltauswirkungen
Im Schutzgebiet Fehmarnbelt befinden sich verschiedene Lebensraumtypen und Arten, die für das Ökosystem der Ostsee von zentraler Bedeutung sind. Riffe, Sandbänke sowie Dorsch- und Heringlaichgründe werden durch den Tunnel zerstört. Ebenfalls werden die sowieso schon bedrohten Schweinswale vertrieben. Daher hätte der Tunnelbau laut NABU nicht nur temporäre, sondern auch nachhaltige Auswirkungen.
Ein weiteres Problem bringt die Sedimentverdriftung beim Baggern mit sich. Laut NABU gehen hier die Schäden weit über das vom Vorhabeträger Femern A/S untersuchte Gebiet hinaus. Die Sedimentaufwirbelungen trüben die Ostsee für mindestens 8 Jahre auf einer Strecke von 300km. Die Ostsee wird durch den Tunnelbau daher nicht mehr so sein, wie wir sie kennen, sodass Touristen fernbleiben und die Existenz von Fehmarn gefährdet wird.
7 Argumente gegen den Fehmarnbelt-Tunnel
Die Beltretter sind eine Sammelbewegung machen seit mehreren Jahren auf das irsinnige Bauvorhaben aufmerksam. Sie setzen sich für die Region ein, damit die Menschen auf Fehmarn weiter leben und Urlauber weiterhin ihre Ruhe genießen können. Auf beltretter.de findet ihr 7 Argumente gegen den Fehmarnbelt-Tunnel, welche wir kurzgefasst wiedergeben.
Die Beltretter streben sich gegen den Tunnel, da:
- es die größte Baustelle Nord-Europas wird
- es sich wirtschaftlich nicht rechnet
- täglich nur 5500 Fahrzeuge den Fehmarnbelt queren – als Vergleich: durch den Hamburger Elbtunnel fahren täglich bis zu 145000 Fahrzeuge
- andere wichtigere Verkehrsprojekte das Geld benötigen
- der Fehmarnbelt einer der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen ist und quer fahrende Bauschiffe ein Risiko von Kollisionen mit sich bringen
- große Teile der Ostsee über mehrere Jahre zu einer trüben Brühe werden
- laute Güterzüge durch die nordddeutsche Urlaubsregion fahren werden, sodass Fehmarn Touristen verliert und die Existenz von Einwohner*innen bedroht wird
Alternativen
Durch den geplanten Absenktunnel müsste ein Graben ausgehoben werden, in den der Tunnel eingebettet wird. Die einzelnen Tunnelelemente mit einem Gewicht von jeweils 73.000 Tonnen werden nach Aushub des Grabens im Meeresboden zur gewünschten Stelle im Fehmarnbelt geschleppt und abgsenkt. Doch es gibt auch Alternativen.
Eine Alternative könnte ein ökologisch vorteilhafterer Bohrtunnel sein. Allerdings benötigt auch der Bohrtunnel eine Hinterlandanbindung, welche Konsequenzen auf die Natur hätte. Würde man sich für einen Bohrtunnel entscheiden, der ausschließlich für den Personenverkehr mit der Bahn gedacht ist, könnte man auf den Ausbau für den Güterverkehr sowie dem Individualverkehr verzichten. So könnten touristische Orte angefahren werden und die Reisezeiten für Pendler zwischen Hamburg und Kopenhagen reduziert werden.
Eine weitere Alternative ist es weiterhin die Fähren zu benutzen, die sowieso nur zu 40% ausgelastet sind und auf Hybrid setzen, um umweltfreundlicher als traditionelle Fähren zu sein. Das Ziel der Fähren wird es in den kommenden Jahren sein rein elektrische Fähren in Betrieb zu nehmen.
Petition
Wenn ihr auch gegen das irsinnige Bauprojekt seid, bitten wir und die Beltretter Euch die Petition der Beltretter zu unterschreiben. Auch wenn der 2008 geschlossene Staatsvertrag gültig ist und der Planfeststellungsbeschluss bereits erlassen ist, kann der Tunnelbau noch aufgehalten werden. Insgesamt liegen 8 Klagen, unter anderem von der Sammelbewegung, gegen den Planfeststellungsbeschluss vor. Bis zum Urteil können weitere Maßnahmen – wie die Stärkung der Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sowie der Petition – ergriffen werden.
1 Kommentar
Danke für den super informativen und spannenden Artikel!