Grüne Minimalistin? Vielleicht kennen manche noch nicht den Begriff. Vielleicht wussten auch einige noch nicht, dass ich einen etwas anderen Lebensstil habe. Das ist völlig in Ordnung, denn ich akzeptiere es, dass nicht jeder so leben mag und kann wie ich es tue. Um trotzdem einen kleinen Einblick in den Lebensstil zu erhalten, erzähle ich Euch meine kleine persönliche Geschichte dahinter.
Begriffserklärung: Grüner / Öko-Minimalismus
Der grüne oder Öko-Minimalismus verbindet zwei Lebensstile zu einem. Zum einen den minimalistischen Lebensstil, bei dem bewusst und nur das, was man wirklich braucht konsumiert bzw. verbraucht (mehr dazu weiter unten). Der grüne Lebensstil ergänzt Minimalismus, indem nur faire, bio und unverpackte Produkte gekauft werden. Das heißt, wenn ich wirklich ein neues T-Shirt oder ähnliches brauche, ist es mir wichtig, dass dieses fair produziert wurde. Oder ich beispielsweise unverpackte Lebensmittel in Bio-Qualität kaufe.
Minimalismus ist die Gegenbewegung zum Materialismus und hilft dabei, mehr Einfach-, Klar- und Freiheit in das Leben zu bringen. Im Zusammenklang mit einem grünen Lebensstil verbindet sich Minimalismus mit Nachhaltigkeit. Dieser Lebensstil wird gerne als grüner oder Öko-Minimalismus bezeichnet.
In meinem eBook Have less & Be more findet ihr Anregungen und Tipps für ein minimalistisches Leben in verschiedenen Bereichen. Denn Minimalismus findet nicht nur im Modebereich Anklang. Auch, wenn die Capsule Wardrobe momentan total angesagt ist, gibt es noch weitere Bereiche, die sich mit dem Minimalismus auseinander setzen. Die Reduzierung von unnötigem Müll sowie die Share Economy sind ebenfalls Bestandteil des Minimalismus und werden in meinem eBook erwähnt.

Wer wenig besitzt, wird umso weniger besessen. – Friedrich Nietzsche

Verbraucher statt Konsument
Natürlich müssen auch Minimalisten etwas kaufen. Allerdings würde ich mich eher als Verbraucher statt Konsument bezeichnen. Alles was ich kaufe, wie Lebensmittel, Kleidung oder Technik brauche ich bis zum Ende auf, anstatt den neuesten Trends nachzueifern. Ich konsumiere nicht, um mein Glück in materiellen Dingen zu finden. Ich konsumiere, um zu (über)leben. Daher brauche ich die Konsumgüter auf.
Buy less, choose well, make it last. – Vivienne Westwood
Wieso wurde ich grüne Minimalistin?
Natürlich wird man nicht als grüne Minimalistin geboren und wird es vielleicht auch nicht von heute auf morgen sein. Es braucht Zeit, sein Leben genauer unter die Lupe zu nehmen und zu entscheiden, was man wirklich will und braucht. Es ist ein langwidriger Prozess, der viel Geduld braucht. Doch der jetzige Lebensstil hat mir geholfen und mich glücklicher gemacht. Vielleicht ist der Lebensstil ja auch etwas für dich? Probier es doch mal mit der 10×10 oder 15×30 Challenge aus, bei der ihr schnell merken werdet, dass man ja eigentlich auch mit weniger Dingen klar kommt.
Einflussfaktor Kindheit
Jetzt beginnt sie. Meine kleine Lebensgeschichte, die mich wahrscheinlich fundamental geprägt hat. Die ersten Lebensjahre bin ich auf einem Binnenschiff aufgewachsen. Whuat? Ja, ihr lest richtig. Mein Opa als auch mein Vater waren Binnenschiffer und haben Güter wie Sand, Kies, Turbinen, Glas, Kohle etc. von A nach B auf Gewässern transportiert. Auf so einem Schiff hat man natürlich nicht viel Platz. Wir lebten zu viert auf – ich schätze! – knapp 30 Quadratmetern. Selbst für eine Dusche gab es keinen Platz. Doch hatte ich ein beengendes Gefühl? Keineswegs. Um so größer war der private Spielplatz, den der Laderaum geboten hat. Fernsehen konnten wir sowieso kaum, da dafür unterwegs die Signale fehlten. Mehr “Slow Living” ging also nicht.
Zu Schulzeiten wohnten wir in Berlin ‘auf Land’ und waren nur noch in den Schulferien auf dem Wasser unterwegs. Auch in der Grundschule war ich noch nicht von dem Shopping-Wahn angetan. Tatsächlich hatte ich fast nur männliche Freunde, da ich mit ihnen mehr Interessen wie Fußball spielen teilte. Ich kann mich auch noch an einen großartigen Disput mit den Mädchen erinnern, wo ich meine nur fünf Schuhpaare rechtfertigen musste und man wirklich nicht mehr braucht. Ich war schon in der 6. Klasse sehr weise. haha 🙂
Konventionelles Bloggerleben
Doch es gab auch andere Zeiten. Im Abitur nahm ich einen Nebenjob bei einer großen Fast Fashion-Kette an. Und es gab echt fiese Rabatte, die den Kauf beschleunigten. Was mir aber irgendwie noch viel mehr Spaß machte: die Sachen wieder zu verkaufen. In der Zeit gingen meine Verkaufszahlen auf Kleiderkreisel (jetzt Vinted) ziemlich in die Höhe. Trotzdem habe ich nicht gemerkt, dass mich das “Weniger” glücklicher macht. In der Zeit habe ich auch schon meinen ersten Blog geführt. Ihr werdet es nicht glauben, aber es war ein Backblog, weil ich das Backen geliebt habe. Es gab nichts Schöneres als noch um 22 Uhr die leckersten Cupcakes zu dekorieren. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Mode im Nebenjob habe ich mich allerdings dazu entschieden den Fokus zu wechseln.
Doch die Mode lässt uns jemand sein, der wir sein wollen.
Dann kam wahrscheinlich die schlimmste Zeit. Die Zeit, in der ich jemand sein wollte, der ich nicht war. Vielleicht kamen meine ständig wechselnden Outfits oder die Hauls auf YouTube gut an, aber eigentlich war ich nie die große Shopping- oder Beauty-Queen. Zum Thema Beauty: Meine erste Foundation verwendete ich mit 21 Jahren – in einem Praktikum. Fotos machen, Texte verfassen, andere inspirieren – absolut mein Ding. Ständig neue Trends in die Kamera halten dagegen gar nicht.
Doch die Mode lässt uns jemand sein, der wir sein wollen. Genau das war es, was mich anzog. Und viele da draußen wahrscheinlich immer noch fesselt. Mode individualisiert uns. Wir können durch Mode zeigen, wer wir sind und zu welcher Zielgruppe wir gehören wollen. Wer war ich, wer wollte ich sein und vor allem: Für wen will ich so sein? In dieser Zeit trug ich auch nie Jeanshosen, weil ich dachte, ich habe zu dicke Oberschenkel. Jedenfalls hat mir die Industrie das Gefühl gegeben.

In meinem Studium lernte ich meinen Freund bzw. Bald-Ehemann kennen und er ist das beste, was mir passieren konnte. Er unterstützte zwar noch mein konventionelles Bloggerleben, doch dadurch, dass er mich so liebte, wie ich bin, habe ich auch erst richtig zu mir gefunden. Und plötzlich trug ich Jeanshosen. Wenn man nach und nach seine Perspektive ändert und sieht, was man eigentlich von der Gesellschaft vorgelebt bekommt und was sie sehen wollen, merkst du: Hier läuft etwas falsch.
Genauso war es an einem Black Friday als ich entnervt durch Hannovers Innenstadt gelaufen bin und ich mich wunderte, wieso wir Menschen eigentlich so intensiv Rabatten hinterherlaufen, obwohl wir doch viel mehr sparen würden, wenn wir das benutzen, was wir schon zuhause haben? Wenige Tage später entdeckte ich ein DIY Waschmittel aus Kastanien bei DariaDaria. Schon wieder fragte ich mich, wieso wir Dinge kaufen, die wir ganz einfach selber machen können. Der endgültige “Kick” kam näher. Der komplette Schalter wurde knapp 2 – 3 Wochen nach dem besagten Black Friday umgelegt.
Es war morgens, 7:45 Uhr, als ich total übermüdet das Gelände der Hochschule betrat. Auf dem Weg zum Hörsaal nahm ich eine – gefühlt nicht endende – Schlange von Studenten wahr, die alle dasselbe Ziel hatten: Eine kostenlose Tüte mit unnötigen Dingen, die aus einem LKW in Massen verteilt wurden. Ich dachte darüber nach, wie weit wir Menschen wirklich gehen, um kostenlose Dinge zu erhalten. Meine nächsten vier Vorlesungen recherchierte ich über das Konsumverhalten und stoß unter anderem auf schädliche Inhaltsstoffe in Produkten, die wir mit der App Codecheck überprüfen können. Zuhause fing ich sofort an auszumisten. Und das verkaufen von früher hat mir immer noch gefallen.
Durch die Recherche bin ich auch auf Filme wie ‘The true Cost’ oder ‘Minimalism’ gestoßen, die ich mir heulend angesehen habe. Ich habe nie wieder Fast Fashion oder konventionelle Kosmetik gekauft. Der Schalter wurde komplett umgelegt und ich schrieb all meinen Freunden, dass sie mir bitte zu meinem anstehenden Geburtstag keine materielllen Dinge – und wenn dann nur bio & fair – schenken sollen. Einige nahmen es gut an, andere dachte, dass es bei mir nur ein kurzzeitiger “Trend” ist. Doch es tat mir gut. Ich habe wieder zu mir gefunden und bin glücklich. So wie ich es auch auf dem Schiff bzw. Wasser geliebt habe. Back to the roots. Apropos ist es auch mein Wunsch bzw. Traum ein Hausboot in Berlin zu besitzen.
Minimalismus und Bloggen – Geht das überhaupt?
Ich weiß, dass nicht jeder minimalistisch leben mag und kann. Das ist völlig in Ordnung, weil auch ich nicht immer so gelebt habe und mich gut in die Situation hineinversetzen kann. Es muss auch niemals ins Extreme gehen, sondern jeder kleine Schritt nachhaltig zu leben ist hervorragend. Genau das ist der Grund, wieso ich The OGNC ins Leben gerufen habe. Ich möchte Euch Anregungen und Tipps in allen Bereichen geben. Sei es faire Mode, der Umstieg auf Naturkosmetik, vielleicht sogar Zero Waste oder Minimalismus – ein nachhaltiges Leben hat eine so große Bandbreite und diese möchte ich hier teilen. Es ist für jeden etwas dabei, ihr müsst nur das Richtige für Euch finden.
Es ist für jeden etwas dabei, ihr müsst nur das Richtige für Euch finden.
Für Kontakte und weitere Informationen muss ich natürlich auf Events gehen. Diese sind eigentlich oft das absolute Gegenteil von Minimalismus. Goodiebags hier, Testprodukte dort. Allerdings bin ich nicht verpflichtet diese anzunehmen, und wenn ich sehe, dass der Inhalt für Euch interessant ist, verlose ich diese auch gerne an Euch, um die Produkte an Euch zu bringen und zu zeigen, dass man mit einem nachhaltigen Lebensstil auf nichts verzichten muss.
1 Kommentar
Hach, den Artikel fand ich wirklich toll. Da sind einige super Aussagen drin! Dein Leben auf dem Schiff muss wirklich spannend gewesen sein. Ich habe auf meinem Blog einen Artikel der heißt “Warum ich keinen Bock mehr auf Shoppen habe”, der in eine ähnliche Richtung geht. Vielleicht magst du den ja lesen.
Mach weiter so, ich mag deinen Blog wirklich gerne.
Liebe Grüße,
Lary