Im Jahr 2014 wurden weltweit etwa 20 Millionen Tonnen Tenside hergestellt. Über die Hälfte der hergestellten Tenside werden für Haushalts- und Reinigungsmittel eingesetzt. Als waschaktive Substanz sind Tenside in Waschmittel, Spülmittel oder Shampoos kaum mehr wegzudenken. Doch wie sieht es eigentlich mit den ökologischen Folgen aus? Und sind alle Tenside gut biologisch abbaubar?
Tenside
Tenside sind heutzutage als waschaktive Substanz nicht mehr wegzudenken. Täglich kommen wir mit ihnen in Verbindung. Spülmittel, Waschmittel, Shampoo, Duschgel, Seife – alles, was schön schäumt und sauber macht, enthält Tenside. Doch Tensid ist nicht gleich Tensid. In unserem ersten Beitrag über Tenside haben wir Euch aggressive und milde Tenside übersichtlich aufgelistet.
Abwasserbelastung
Wasch- und Reinigungsmittel – und somit auch Tenside – werden über das Abwasser entsorgt. Da allein in Deutschland über mehrere Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel jährlich verwendet werden, kann eine beträchtliche Abwasserbelastung zustande kommen. Für eine Umweltbelastung ist allerdings entscheidend, welcher Anteil tatsächlich in die Umwelt gelangt. Kommunale Kläranlagen sorgen durch effektive und flächendeckende Abwasserreinigungsanlagen dafür, dass die Umweltbelastung gering ist. Tenside können allerdings nur überwiegend und nicht vollständig in Kläranlagen zurückgehalten werden. Die nicht zurückgehaltenen Tenside gelangen so weiter in die Oberflächengewässer.
Oberflächengewässer
Früher waren die Probleme von Tensiden deutlich sichtbarer. Durch den Einsatz von Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS), welches nicht gut biologisch abbaubar war, bildeten sich große Schaumkronen auf Fließgewässern oder sogar meterhohe Schaumberge an Wasserabstürzen. Heutzutage sieht das ein Glück durch ein Verbot von TPS und den kommunalen Kläranlagen etwas besser aus. Dennoch können die Kläranlagen nicht alle Tenside zurückhalten, sodass noch geringe Mengen in Oberflächengewässer gelangen. Letztendlich ist die Tensidkonzentrationen in deutschen Gewässern abhängig von den Jahreszeiten. Im Frühjahr und Herbst sind die Konzentrationen aufgrund der erhöhten Niederschläge und der daraus resultierenden Verdünnung meist niedriger. Im Sommer wird durch die höhere Wassertemperatur eine schnellere Abbaureaktion angenommen. Der heutige Vorteil ist, dass alle eingesetzten Tenside aerob gut biologisch abbaubar sind.
Gewässerorganismen
Kurz und knapp: Tenside wirken im Gegensatz auf Säugetieren giftig auf Gewässerorganismen und können sogar bei hoher Konzentration das pflanzliche und tierische Leben im Wasser negativ beeinflussen. Tenside können beispielsweise biologische Membranen schädigen, die u.a. für die Atmung der Fische relevant sind. Wenn Tenside in hoher Konzentration vorliegen, können sie außerdem die Zelldurchlässigkeit für andere Stoffe erhöhen und Stoffwechselstörungen hervorrufen. Daher bitte Haushalts- und Reinigungsmittel niemals direkt in Flüsse kippen.
Klärschlamm und Boden
Leider können heutzutage Tenside auch im Klärschlamm und im Boden nachgewiesen werden. Das Problem liegt darin, dass einige Tenside unter anaeroben Bedingungen nicht biologisch abgebaut werden können. Da ca. 30% des anfallenden Klärschlamms in Deutschland als Dünger verwendet werden, können so einige Tenside in unsere Nahrungskette gelangen.
Elimination vs. biologischer Abbau
Biologisch abbaubar ist für uns vielleicht schon ein vertrauter Begriff. Dennoch ist es auch wichtig, dass Tenside nicht nur biologisch abbaubar sind, sondern auch aus dem Abwasser eliminiert werden. Die Elimination schließt neben der biologischen Abbaubarkeit alle physikalischen und chemischen Vorgänge ein. Biologisch abbaubar sind nur organische, kohlenstoffhaltige Verbindungen. Anorganische Substanzen können nur durch physikalisch-chemische Eliminationsprozesse aus dem Abwasser entfernt werden.
Unter anaeroben Bedingungen biologisch gut abbaubar:
- Seifen
- Fettalkoholsulfate (FAS)
- Fettalkoholethersulfate (FAES)
- Fettalkoholethoxylate (FAEO)
- Alkylpolyglucoside (APG)
- Aminoxide
- Esterquats (EQ)
- Alkylamidobetaine
- Alkylamphoacetate
Unter anaeroben Bedingungen schlecht abbaubar:
- lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS)
- sekundäre Alkansulfonate (SAS)
LAS und SAS gehören zu der Gruppe der anionischen Tenside. In den kommunalen Kläranlagen werden die LAS zwar aerob schnell und sehr weitgehend abgebaut, aber ein anaerober Abbau findet demgegenüber praktisch nicht statt. Einige Vertreter von beispielsweise LAS sind Benzolsulfonsäure, Dodecylbenzolsulfonsäure, Natriumdodecylbenzolsulfonat, Natriumsalze oder C10-13-Alkylderivate.
Jeder, der wäscht, übernimmt Verantwortung und kann durch richtige Waschgewohnheiten einen Beitrag zum Erhalt unserer natürlichen Umwelt leisten. – Günter Wagner
Was uns allerdings bewusst sein sollte: Wasch- und Reinigungsmittel bestehen nicht nur aus Tensiden, sondern auch aus weiteren Inhaltsstoffen, die leider auch nicht immer biologisch gut abbaubar sind. Wir können davon ausgehen, dass wir im Prinzip niemals umweltfreundlich, sondern nur mehr oder weniger umweltverträglich waschen können. Wie man umweltverträglich waschen kann und welche Inhaltsstoffe im Waschmittel problematisch sind, erfahrt ihr hier bald.