Minimalistisch und nachhaltig zu leben heißt oft Besitz und Konsum zu reduzieren. Und das wiederum sieht im Umkehrschluss schnell mal nach Verzicht aus. Minimalisten gönnen sich nie einfach mal ein neues Kleidungsstück, die plastikverpackten Tomaten dürfen nicht in den Einkaufskorb und im Lieblingsrestaurant wird nur noch das einzige vegane Gericht auf der Karte bestellt. So viel zu den Klischees. Schauen wir da mal genauer hin.
Der Nährboden für Minimalismus – unsere Konsumgesellschaft
Um darüber sprechen zu können, ob Minimalismus und Nachhaltigkeit Verzicht bedeuten, kehren wir mal an den Anfang zurück und fragen uns, warum Menschen Minimalisten werden und versuchen, umweltbewusst zu leben.
In unserer heutigen Gesellschaft ist es normal geworden, sich mit Besitz zu belohnen, oder glücklich zu stimmen. Einen schlechten Tag gehabt? Als Ausgleich einfach noch kurz beim Lieblings-Modelabel vorbeischauen. Eine gute Leistung erbracht? Erstmal ein bisschen Online-Shopping zur Belohnung. Unser Konsum passiert so achtlos und leichtfertig, dass wir schnell mal vergessen, welcher Rattenschwanz an einem neuen Paar Jeans oder dieser stylischen Handyhülle hängt.
Inwiefern Besitz belastend sein kann
Zum einen wäre da die persönliche Belastung. Klar, für den Moment sind wir oft sehr glücklich mit unserer neuen kleinen Investition. In unserem Gehirn wird das Belohnungszentrum aktiviert und wir fühlen uns gut. Wir haben uns das ja auch wirklich verdient!
Aber dann, nach ein paar Tagen, einer Woche oder einem Monat stellen wir vielleicht fest:
- dass die Jeans doch ein eher unüberlegter Kauf war
- dass die Jeans gar nicht so gut sitzt, wie die Verkäuferin im Laden gesagt hat
- oder dass die Farbe bei Tageslicht ganz anders wirkt als im diffusen Licht der Umkleidekabine
Der emotionale Ballast, den ein neu gekauftes Teil mit sich bringt entsteht oft ziemlich schnell – ohne dass wir es mitbekommen. Und irgendwann findet sich das Teil dann schlimmstenfalls auf einem Stapel anderer ungeliebter Teile wieder, die eigentlich nur noch herumliegen und keinen wirklichen Nutzen mehr erfüllen. Außer Platz zu verschwenden.
Zum anderen gibt es da noch die Komponente der Nachhaltigkeit. Ein Paar Jeans oder eine neue Handyhülle müssen aufwendig produziert werden. Für jedes Teil, das wir kaufen werden Ressourcen verwendet, Materialien um den Globus transportiert und schlimmstenfalls Menschen ausgebeutet.
Die Abhilfe bei zu viel Ballast – die Grundidee des Minimalismus
Der Minimalismus bietet einen Ausweg aus dieser endlosen Schleife von Konsum und Ballast an. Denn die Grundidee ist folgende: sich von unnötigem Ballast befreien
Minimalismus ist etwas sehr persönliches, das jeder individuell für sich definieren muss.
Wenn man sich diese Definition mal genauer ansieht, fällt das Wort “unnötig” auf. Denn wer Minimalist ist, der muss nicht automatisch mit 5 Kleidungsstücken und einer Hängematte auskommen. Jede*r von uns besitzt unterschiedlich viele Dinge und konsumiert unterschiedlich viel. Minimalismus ist etwas sehr persönliches, das jeder individuell für sich definieren muss.
Wie ist das jetzt also mit dem Verzicht?
Wenn man das Konzept des Minimalismus also nochmal genau durchdenkt, dann geht es hier keineswegs um das Verzichten. Verzicht ist negativ besetzt und würde bedeuten, dass man etwas nicht bekommt oder hat, obwohl man es doch so gerne möchte. Im Minimalismus geht es aber um das Gegenteil: Man lehnt etwas bewusst ab, weil es nur Ballast ist und man es nicht braucht. Wir befreien uns von unnötigem Ballast.
Manchmal ist das ein bisschen schwerer zu verstehen. Den meisten erscheint es logisch, dass Minimalisten zum Beispiel alte, ungeliebte Kleidung assortieren. Aber was ist mit den Tomaten in Plastik, die man doch eigentlich liebend gern isst?
Leichtigkeit auf lange Sicht
Wer als Minimalist*in erfolgreich bleiben möchte, sollte sich angewöhnen vorrausschauend zu handeln. Es geht also darum, möglichen Ballast schon vor dem Entstehen zu erkennen. Wer also als nachhaltige*r Minimalist*in Tomaten in Plastik sieht, verzichtet lieber auf die verpackte Variante, da Plastik zu einem schlechten Gewissen führen kann. So werden die Tomaten lieber liegen gelassen.
Das lässt sich auf alle Konsumgüter übertragen – egal ob Tomaten, Jeans, Handyhüllen, Elektrogeräte, Kosmetik oder Möbel. Jede Entscheidung zum Kauf ist wohl überlegt, sodass man später nichts bereut. In unserem Beitrag Bewusster Konsum – so kaufen wir nur das, was wir wirklich brauchen erfahrt ihr, wie ihr es schafft, auch auf lange Sicht weniger und bewusster zu konsumieren.
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