Minimalismus – neben Nachhaltigkeit ist das Thema in aller Munde. Minimalismus macht den Kopf frei. Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren. Weniger ist mehr. Sätze, die wir ständig auf den sozialen Netzwerken hören und lesen. Doch wo und wie können wir bei dem Thema Minimalismus beginnen? Da wir nichts von Ausmist-Videos halten, die Euch motivieren, rigoros Dinge wegzuschmeißen, gibt es von uns heute etwas durchdachtere Tipps.
Inhaltsverzeichnis
Wieso wir nicht mit dem Ausmisten anfangen
Viele denken bei Minimalismus sofort an leere Zimmer mit viel Weißraum. Doch Minimalismus ist so viel mehr und beginnt nicht beim Ausmisten, sondern – unserer Meinung nach – mit der Denkweise. Deswegen arbeiten wir uns von innen nach außen vor. Es klappt natürlich auch oft andersrum. Denn beim Ausmisten können wir auch den Kopf frei bekommen. Doch wir möchten den Fokus nicht auf das Ausmisten, sondern auf uns selbst legen. Deswegen möchten wir mit Euch ‘im Kopf’ anfangen. Es muss ‘Klick’ machen. Wir müssen es wollen, minimalistisch zu leben. Wir müssen uns Prioritäten setzen. Erst dann verschaffen wir uns einen Überblick über unsere materiellen Dinge und sortieren diese zuletzt aus.
Minimalismus-Dokumentationen
Falls ihr noch nicht voreilig Euren Fernseher/Laptop oder andere Monitore ausgemistet habt, empfehlen wir Euch zunächst folgende drei Dokumentationen über Minimalismus (Spoiler: die Netflix-Serie von Marie Kondo ist NICHT dabei) anzusehen. Die empfohlenen Dokumentationen regen stark zum Nachdenken an und motivieren seinen eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Du möchtest nun deinen Fokus – langsam, aber sicher – ändern? Wunderbar. Dann lass uns loslegen.
Konsumverhalten ändern
Lasst uns das Thema Minimalismus langsam angehen. Denn wir würden uns doch ziemlich ärgern, wenn wir jetzt sofort alles ausmisten und später dann feststellen, dass Minimalismus gar nichts für uns ist, nicht wahr? Wir beginnen also nicht bei den materiellen Dingen, sondern bei uns. Denn letztendlich sind diese Dinge ja auch nicht Schuld an unserer Situation. Da müssen wir uns leider mal an die eigene Nase fassen. Wir haben – größtenteils – diese Dinge angeschafft. Wir müssen also erst einmal an uns arbeiten. Und deswegen müssen wir zunächst unser Konsumverhalten ändern.
Das Konsumverhalten ändern. Jetzt wird die Sache ernst. Denn Minimalisten kaufen nur das, was sie wirklich brauchen und das ist letztendlich auch nicht viel. In einem separaten Beitrag erklären wir Euch, wie ihr nur das kauft, was ihr wirklich braucht.
Prioritäten setzen
Am Anfang ist es hilfreich, sich Prioritäten zu setzen. Diese können je nach Bedürfnissen anders ausfallen. Vielleicht möchtest du mehr Zeit mit Freunden/Familie verbringen? Oder vielleicht möchtest du dich selbst verwirklichen? So langsam kommen wir zu dem ersten Spruch in der “Minimalismus-Szene”: Konzentriere dich auf das Wesentliche. Was das Wesentliche ist, kannst du dir nur selbst beantworten. Setz deswegen deine Prioritäten so, wie du sie als richtig empfindest.
Beispiele für Prioritäten:
- mehr Zeit für Freunde/Familie
- Entschleunigung
- Selbstverwirklichung
- Ressourcen schonen/Umweltschutz
- Gesundheit
- …
Umverteilung des Geldes
Bei der Festsetzung der eigenen Prioritäten kann es vorkommen, dass nicht sofort alles finanziell umsetzbar ist. Bei uns war es beispielsweise der verpackungsfreie Bio-Einkauf, durch den wir weniger Verpackungsmüll produzieren wollten. Denn Minimalismus bedeutet für uns nicht nur weniger zu besitzen, sondern auch weniger Ressourcen zu verschwenden, um so nicht auf Kosten kommender Generationen zu leben.
Um diesen verpackungsfreien Bio-Einkauf zu ermöglichen, haben wir das Geld umverteilt. Geld, welches wir vorher in unnötige Kleidungsstücke investiert haben, geht nun in einen anderen – für uns nun sinnvolleren – Bereich.
Minimalismus auf Probe
Eure Schränke sind voll und ihr möchtet am liebsten sofort beginnen alles auszusortieren? Bald. Aber jetzt noch nicht. Denn wir hätten nichts gewonnen, wenn wir jetzt Dinge aussortieren, die wir später nochmal brauchen. Jetzt probiert ihr Euch erst einmal an einen minimalistischen Lebensstil heran. Ihr lebt sozusagen den Minimalismus auf Probe. Dabei helfen Euch ein paar Challenges. Da wir Minimalisten eher als Verbraucher als Konsumenten ansehen, lautet hier Eure Aufgabe neben den Challenges: Aufbrauchen statt aussortieren.
Kleidung
Als wir Euch Einblick in einen minimalistischen Kleiderschrank gegeben haben, wurde Euch klar: Nicht alle Minimalisten besitzen nur 20 Kleidungsstücke, sondern manchmal auch etwas mehr. Wieso sollten wir denn auch letztendlich Kleidungsstücke aussortieren, die wir gerne und oft tragen? Beschränkt Euch daher nicht auf eine Zahl, sondern auf Eure Bedürfnisse. Wenn ihr Euch eine Capsule Wardrobe zusammenstellen möchtet, empfehlen wir Euch mit einer 10×10 Challenge zu beginnen, um herauszufinden, welche Kleidungsstücke ihr besonders gerne tragt.
Lebensmittel
Minimalismus im Lebensmittelschrank. Nicht nur unsere Kleidung wird massenhaft unbenutzt gelagert, sondern selbst die Lebensmittel werden oft lange Zeit in einem Vorratsraum gelagert. Können wir wirklich jemals so viel essen? Wir denken eher nicht. Deswegen haben wir für Euch die #eatupchallenge ins Leben gerufen, die den großen Lebensmittelvorrat minimiert. Apropos kann sich unser Ergebnis sehen lassen. Nach wenigen Monaten haben wir herausgefunden, was wir wirklich an Lebensmitteln benötigen. Schaut also auch gerne bei unseren Erkenntnissen nach der Challenge rein.
Kosmetik
Auch bei Eurer Kosmetik könnt ihr zunächst alles aufbrauchen statt Euch sofort nachhaltige Alternativen anzuschaffen. Einen kleinen Unterschied gibt es allerdings bei Produkten mit Mikroplastik. Der BUND empfiehlt Produkte mit Mikroplastik vorzeitig zu entsorgen, da kleine Plastikpartikel mit einer Größe unter 5mm in unser Abwasser gelangt. Der Einkaufsratgeber von BUND ist bei dem Thema Mikroplastik sehr hilfreich.
Überblick verschaffen
Du hast schon dein Konsumverhalten geändert, vieles aufgebraucht und einige Challenges durchgeführt? Sehr gut. Dann kommen wir jetzt langsam zu den materiellen Dingen. Zunächst verschafft ihr Euch einen Überblick. Diesen Punkt kennt ihr wahrscheinlich schon aus unserer Capsule Wardrobe Anleitung.
Die Bestandsaufnahme ist der erste Schritt, um sich einen Überblick über alle Dinge zu verschaffen. Der Schritt ist wichtig, damit man mit seinen materiellen Dingen konfrontiert wird. Am besten räumt ihr dafür – nach und nach – Eure Schränke aus. Ja, wirklich alle Schränke. Aber bitte nicht alle auf einmal, sondern nach und nach.
Bei diesem Schritt geht es gar nicht direkt um das Ausmisten. Sondern so schafft ihr Euch ein Bewusstsein für das, was ihr wirklich braucht.
Ausmisten
Zu guter Letzt sind wir bei dem Punkt Ausmisten. Das sofortige Ausmisten befreit Euch vielleicht von dem vielen Ballast, aber was bringt es uns alles auszumisten, wenn der minimalistische Lebensstil doch nichts für Euch ist. Durch einen vorigen Konsumstopp, der Festlegung der eigenen Prioritäten und der Minimalismus Probe habt ihr schon einige Schritte durchgeführt und wer jetzt immer noch Lust auf mehr Minimalismus hat, kann nun endlich auch richtig ausmisten.
Ihr holt also Eure zwei Kartons ‘vielleicht’ und ‘kann weg’ wieder hervor und geht alle Dinge nach und nach durch. Die Dinge im Karton ‘kann weg’ könnt ihr verkaufen, verschenken oder im Idealfall bei karitativen Organisationen abgeben bzw. spenden. Bei dem Karton ‘vielleicht’ lasst ihr Euch nochmal ein paar Monate Zeit. Auch wir haben selbst nach zwei Jahren!! noch einen Karton mit Dingen, bei denen wir unsicher sind.
Nachdem ihr Euer Konsumverhalten geändert habt, Eure Prioritäten festgelegt habt und letztendlich auch einiges aussortiert habt, stehen Euch alle Türen offen. Durch die reduzierten materiellen Dinge reicht Euch vielleicht nun eine kleinere Wohnung aus. Und durch einen geringeren Mietpreis reicht Euch vielleicht sogar wiederum ein Teilzeitjob aus, der Euch genug Zeit lässt für Freunde/Familie. Wäre das nicht großartig?
3 Kommentare
Richtig guter Artikel!!
Ich fand schon immer Minimalismus total spannend und mag den Gedanken, sich nur mit dem zu umgeben, was für einen selber wichtig ist. Allerdings hatte ich immer eine gewisse Abneigung gegen diese Ausmisten-videos und kahle leere Räume. Denn ich hatte oft das Gefühl, dass das Problem nur “symptomatisch” behandelt wurde und eben nicht “von Innen”. Mehr wie ein Trend. Ich finde jeder sollte den Minimalismus für sein eigenes Leben finden, und deshalb finde ich die Idee gut, sich über die eigenen Prioritäten klar zu werden. Vielen Dank für diesen etwas anderen Artikel zum Minimalismus!
Sehr guter und hilfreicher Beitrag!! DANKE DAFÜR
Du solltest unbedingt ein Buch rausbringen!!
Super!
Ich finde diesen Ansatz klasse und werde das auch versuchen umzusetzen. Ich bin schon länger genervt von all dem “kram” den ich habe. Am meisten tu ich mich bisher schwer, wo ich mit den “kann weg” Sachen hin soll.
Ich werde auf jeden Fall die “eat up” challenge umsetzen und das ganze auch an meinem “stoffschrank” umsetzen. Neue Stoffe kommen mir erst ins Haus, wenn das hier leer ist. Wenn überhaupt. Denn ich hoffe ich habe is dahin soweit umgedacht, dass ich nir noch projektbezogen stoffe einkaufe, die dann gleich vernäht werden.
Hast du auch einen Artikel “wohin mit dem aussortieren sachen” ?
Große,Sabine