Beschäftigt man sich mit Zero Waste oder versucht den eigenen Müll zu reduzieren, stößt man schnell auf ein großes Problem in der Küche. Wie soll man Plastik vermeiden, wenn im Supermarkt alles von Nudeln über Gewürze bis Nüsse in Plastik verpackt ist? Unverpackt Einkaufen, also ganz ohne Plastik und weiteren Verpackungen, ist beliebt wie noch nie. Und wir verraten Euch das Konzept, wie und wo man unverpackt einkauft und was die Vorteile sind.
Das Konzept
Ein Unverpackt-Laden ist eigentlich genau das, was der Name schon verspricht. Ein Supermarkt, in dem es Lebensmittel ohne Verpackung gibt. Sprich: Wir können unverpackt einkaufen. In den meisten Unverpackt-Läden gibt es hauptsächlich trockene Lebensmittel für die Vorratskammer, wie Nudeln, Reis, Mehl, Nüsse und Gewürze. All diese Produkte gibt es dort in großen Spendern und Gläsern. Jede*r, der/die in einem Unverpackt Laden einkauft, bringt eigene Behältnisse mit und füllt sich ab, was er oder sie braucht.
Unverpackt Einkaufen: Vorbereitung ist alles
Anders als bei einem normalen Einkauf im Supermarkt, ist es wichtig, sich auf einen Einkauf im verpackungsfreien Laden ein bisschen vorzubereiten. Denn schließlich muss man seine Verpackung selbst mitbringen. Das heißt allerdings nicht, dass man sich zwingend 20 neue Gläser mit Bügeldeckel kaufen muss. Jede*r hat schon geeignete Behältnisse daheim. Egal ob Dosen aus Plastik oder Alu, alte Marmeladegläser oder Gewürzstreuer. Auch praktisch sind Stoffbeutel. Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Bohnen können darin transportiert werden und trotzdem nehmen sie vorher quasi keinen Platz in der Tasche weg. Auch Gemüsenetze, die ihr normalerweise im Supermarkt dabei habt, eignen sich hierfür. Also: Einfach mal in den eigenen Küchenschränken nach geeigneten Gefäßen und Beuteln suchen.
Drei Schritte zum Einkauf
Das Einkaufen selbst läuft dann nach drei Schritten ab. Eigentlich ganz einfach.
Wiegen
Das Wichtigste zuerst: Die eigenen Gefäße abwiegen. Schließlich wollen wir am Ende nicht den Preis für das Behältnis mit bezahlen. In manchen Läden gibt es Stifte, mit denen man das Gewicht des Behälters auf den Behälter selbst drauf schreiben kann. Andere Unverpackt-Läden drucken automatisch kleine Sticker mit der erfassten Gewichtsangabe bei der Waage aus. Bei Stoffbeuteln ist es sinnvoll, sich das Gewicht auf einem Zettel zu notieren. Wie du dir das Gewicht merkst oder notierst ist eigentlich egal. Hauptsache, es wird vor dem Befüllen gewogen!
Abfüllen
Im zweiten Schritt füllt man sich dann die Lebensmittel ab, die man gerne kaufen möchte. Für Mehl gibt es Schaufeln, Nüsse befinden sich in Spendern und Gewürze in Gläsern mit kleinen Löffeln. Wenn die mitgebrachten Gläser nicht ganz unter die Öffnung des Spenders passen, könnt ihr Trichter verwenden, die als Abfüllhilfe zur Verfügung stehen. Durch den Trichter verschüttet ihr auch keine Lebensmittel.
Bezahlen
Wenn alle Behälter gefüllt sind und ihr alles habt, was ihr wirklich braucht, geht es zur Kasse. Dabei ist es übrigens hilfreich zu wissen, was in welchem Behältnis ist. Denn an der Kasse wird manchmal nachgefragt, um welches Lebensmittel es sich handelt. Kleine Unterschiede wie Dinkel- oder Vollkornpasta sind nicht immer auf dem ersten Blick erkennbar.
Wenn ihr das Gewicht eurer Dosen auf die Behältnisse selbst geschrieben habt kann die/der Kassierer*in direkt sehen, wie viel abgezogen werden muss. Dasselbe gilt für die Sticker mit dem angegebenen Gewicht, welches ganz einfach an der Kasse abgescannt wird. Ansonsten haltet ihr am besten Euren Zettel bereit, sodass ihr weiterhelfen könnt, wenn ihr nach den Gewichten gefragt werdet. Und das wars schon. So einfach geht es.
Unverpackt Einkaufen – Die Vorteile
Soweit so gut. Wir wissen jetzt, wie so ein unverpackter Einkauf eigentlich abläuft. Doch was haben wir als Konsumenten davon, in einem Unverpackt Laden einzukaufen?
Weniger Verpackungsmüll
Der erste Vorteil liegt vermutlich auf der Hand: Weniger Verpackungsmüll. Das Vermeiden von Plastik ist für viele überhaupt der erste Grund, der einem in den Sinn kommt, wenn man an verpackungsfreie Läden denkt. Und das zurecht! Denn Plastikmüll ist zu einem großen Problem geworden, das wir schnellstens angehen sollten.
Individueller einkaufen
Ein weiterer Vorteil, den viele auf den ersten Blick vielleicht nicht auf dem Schirm haben ist folgender: Man kann die Mengen selbst bestimmen. Als Single-Haushalt zum Beispiel braucht man vielleicht gar kein Kilogramm Reis und nur für dieses eine Rezept eine ganze Tüte Kardamom-Kapseln zu kaufen macht ja auch wenig Sinn. Jede*r kauft einfach nur so viel, wie er oder sie wirklich brauchen kann und so leisten wir ganz einfach auch noch einen kleinen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung. Zwei Fliegen mit einer Klappe!
Bewusster und entspannter einkaufen
Und es gibt noch einen dritten Grund, das unverpackt Einkaufen mal auszuprobieren, den wir euch nicht vorenthalten wollen. Es ist einfach sehr viel entspannter. Wie oft stehen wir denn vor einem ganzen Regal Spaghetti und werden von den bunten Packungen, Angeboten und Variationen erschlagen? Wie oft irren wir in einem der riesigen Supermärkte herum und schlängeln uns zwischen bunten Süßigkeiten und großen Fleischtheken hindurch, bis wir endlich die Haferflocken finden? Das alles gibt es in einem Unverpackt-Laden nicht. Die Läden sind kleiner, überschaubar, simpel. Von jedem Produkt gibt es nur eine hochwertige Sorte. Die Einfachheit solcher Läden gibt uns beim Einkaufen ein ruhiges Gefühl.
1 Kommentar
Danke für diese Einführung ins unverpackte Einkaufen. Das mag tatsächlich erst mal ein wenig abschrecken, wenn man noch nie in einem unverpackt Laden war :-). Es ist auf jeden Fall ein tolles Gefühl. Genau wie ihr auch schreibt: Es ist einfach entspannt. Keine Produktflut, keine Unmengen an Werbung, die einem entgegenknallen. Am besten gefällt mir, dass man sehr gut mit den Mengen haushalten kann. Das führt natürlich auch dazu, dass man immer genau an seinen Bedarf angepasst einkauft und so wenig bis keine Lebensmittel mehr verschwendet.
Mit meinem Projekt we effect versuche ich ganz vorsichtig immer mehr Leute an ein nachhaltigeres Leben heranzuführen. Je mehr von uns, desto besser :-).
LG und vielen Dank für den guten Artikel!
Vivien