Rund 8000 Liter Wasser werden für die Herstellung einer einzigen konventionellen Jeans benötigt. Oben drauf kommen 2kg Chemikalien, die Umwelt und Arbeiter*innen schaden. Bei der Baumwollproduktion werden Pestizide eingesetzt, für die Farbfixierung wird Chrom eingesetzt und für einen Used-Look Chlor verwendet. Letzteres sorgt dafür, dass ein*e Fabrikarbeiter*in mit ungefähr 30 Jahren arbeitsunfähig wird, da sich bei der Aufhellung der Jeans Partikel in der Lunge anlagern. Die Fast Fashion-Industrie ist ein dreckiges Geschäft. Doch glücklicherweise gibt es ökologische Alternativen. Deswegen stellen wir Euch heute einige Marken vor, die nachhaltige Jeans produzieren.
Nachhaltige Jeans: ökologisch, fair, vegan
Nachhaltige Jeans – was bedeutet das eigentlich und was unterscheidet diese von konventioneller Jeans? Wir klären zwischen den drei Begriffen ökologisch, fair und vegan auf.
ökologisch: Bei einer ökologischen Jeans werden Materialien wie Bio-Baumwolle eingesetzt. Sprich, der Begriff ökologisch bezieht sich auf das Material, aber nicht unbedingt auf die Arbeitsbedingungen. Textilsiegel können ein Hinweis sein, ob ein Kleidungsstück ökologisch UND fair produziert wurde. In einem separaten Beitrag haben wir zusammengefasst, wie ihr faire und ökologische Mode erkennen könnt.
fair: Der Begriff fair bezieht sich eher auf die Arbeitsbedingungen, aber nicht auf das Material. Auch wenn die Fabrikarbeiter*innen fair bezahlt wurden, muss das Material, beispielsweise die Baumwolle, nicht unbedingt biologisch sein.
vegan: Bei veganen Jeans wird darauf geachtet, dass die Hose keine Lederbestandteile hat. Ihr kennt sicherlich alle das Schildchen, auch Patch genannt, an der Rückseite des Jeansbundes. Dieses besteht oft aus Leder, auch bei fairen und ökologischen Jeans ist das Patch nicht immer vegan. Die Bezeichnung nichttextile Teile tierischen Ursprungs hilft Euch in diesem Fall weiter. Allerdings bedeutet die Bezeichnung auch, dass Knöpfe aus Horn oder Perlmutt bestehen. Fakt ist, dass das Textil nicht vegan ist.
Wir haben darauf geachtet, dass die folgenden Labels die Kriterien erfüllen. Doch auch wenn alle Labels fair und ökologisch produzieren, sind nicht alle Kleidungsstücke vegan. Daher deklarieren wir Euch, wenn ein Kriterium nicht erfüllt wurde.
MUD Jeans
Die Herstellung einer konventionellen Jeans benötigt fast 8000 Liter. Das niederländische Label MUD Jeans benötigt nur 1500 Liter Wasser pro Jeans und spart dadurch 5500 Liter! Dank innovativer Wasserrecycling-Anlage und besonderen Waschtechniken in den Fabriken sorgt das Fair Fashion Label MUD Jeans dafür, dass das Wasser sogar nach der Verwendung sauberer ist als vorher.
2013 haben sie zudem das Lease A Jeans-System eingeführt. So könnt ihr Euch für eine monatliche Gebühr Jeans leasen. Wenn die Jeans abgenutzt ist oder Euch nach 12 Monaten nach etwas Neuem ist, könnt ihr die Jeans zurücksenden und zu einem neuen Paar wechseln. MUD Jeans recycelt die alten Jeans dann zu neuen Jeans.
Feuervogl
Das deutsche Fair Fashion Jeanslabel Feuervogl produziert seit mittlerweile 40 Jahre hochwertige Damen- und Herrenhosen. Daher steht das Unternehmen für Produkt-Know-how, aber auch für Passformsicherheit mit hohem Tragekomfort, für höchste Qualität in Oberstoff und Ausstattung. Nachhaltige Produkte sind dabei für sie selbstverständlich. Die gesamte Herstellungskette vom Anbau über Produktion, Verpackung, bis hin zu Handel und Vertrieb ist GOTS-zertifiziert.
KnowledgeCotton Apparel
KnowledgeCotton Apparel ist unser absolutes Lieblingslabel, wenn es um nachhaltige Kleidung für Männer geht. Von Shirts über Pullover, Blusen, Hosen und Jacken wird Mann fündig. Das Label nutzt für ihre nachhaltige Jeanskollektion 98% GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle und 2% Lycra-Stoff. Zudem setzt das Label auf sauberes Färbeverfahren, welches 65% weniger Wasser verbraucht.
Wunderwerk
Das deutsche Label Wunderwerk produziert faire und ökologische Kleidungsstücke und setzt so weit wie möglich auf zertifizierte Materialien. Die Bio-Baumwolle der Jeanshosen ist daher GOTS-zertifiziert. Auf erdölbasierte Materialien wie Polyester oder Acryl verzichtet die Fair Fashion Marke. Ihr Stil zeichnet sich großstadtgeprägt, schlicht und skandinavisch ab. Was wir besonders an Wunderwerk finden, ist, dass sie sich modisch im Umfeld von Marken wie Drykorn oder Closed sehen und sich gegen diese behaupten möchten. Deswegen präsentiert sich Wunderwerk auch gerne auf der konventionellen Fashion Week und nicht im separaten “Green Show Room”.
Kings of Indigo
Kings of Indigo stellt wirklich richtig gute nachhaltige Jeans her. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich das niederländische Label – wie man unschwer am Namen erkennt – auf Denim konzentriert hat. Tony Tonnaer, der Gründer von Kings of Indigo, hatte ein klares Ziel: Kleidung auf faire und ökologische Weise nachhaltig herstellen, ohne Qualitätsverluste. Die Fair Fashion Jeanshosen bestehen größtenteils aus 95% nachhaltigen Materialien, die restlichen 5% werden Elasthan zugeschrieben, welches den Hosen mehr Strech verleiht. Dazu aber auch verdammt bequem machen, wie wir zugeben müssen. Wenn wir Euch eine Jeans von Kings of Indigo ans Herz legen, dann das Modell Christina High. Laura besitzt es in grau und schwarz. Die Jeans sieht selbst nach 3 Jahren wie neu aus – so geht Nachhaltigkeit!
Outfits mit Kings of Indigo Jeans auf the OGNC:
goodsociety
Das deutsche Jeansunternehmen goodsociety entstand aus der Überzeugung Mode neu zu denken
und die Welt und die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Mit ihren fair und ökologisch produzierten Jeanshosen möchten sie Lösungen und Alternativen zu der umweltverschmutzenden Fast Fashion aufzeigen und ein besseres Leben für jeden ermöglichen.
Nudie Jeans
Auch, wenn keiner von uns eine Nudie Jeans besitzt, ist es eines unserer Lieblingslabels. Nudie Jeans schafft es allein durch die moderne Bildsprache uns abzuholen. Aber immerhin haben wir schon ein paar externe Meinungen eingeholt, die allesamt positiv ausfielen. Was die Marke neben den Fair Fashion Jeans attraktiv macht, ist ihr Repair Angebot. Da sie es selbstverständlich finden, dass ein Produkt lange halten muss, bieten sie ein kostenloses Repair Set auf ihrer Website an. Nudie Jeans hat es verstanden: Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn ein Produkt auch langlebig ist. Und genau darauf achten sie. Neben 100% Bio-Baumwolle geben sie weitere wertvolle Tipps an die Hand, wie die Hosen am längsten halten.
hessnatur
Das deutsche Fair Fashion Label hessnatur gilt als Pionier in der Öko-Bekleidung. Seit 1976 bietet hessnatur Kleidung natürlichen Ursprungs an. Im Jeansbereich achten sie neben der Nachhaltigkeit auch auf die Bequemlichkeit. So entstehen nachhaltige Jeans aus einem fairen Produktionsprozess, der die Bedürfnisse der Umwelt ebenso respektiert wie die der Näher*innen und des Fachpersonals in den Produktionszentren. Die ‘klassischen’ Jeanshosen bestehen aus 99% Bio-Baumwolle und sind vegan.
Einige Hosen werden mit der Bezeichnung “nichttextile Teile tierischen Ursprungs” deklariert. Daher sind nicht alle Jeanshosen von hessnatur vegan.bleed
Das deutsche und zugleich vegane Fair Fashion Label bleed kennt ihr vielleicht schon aus unserem Fair Fashion Guide für Bademode. Wer auf der Suche nach einer etwas dünneren Jeanshose für den Sommer oder zum Radfahren ist, wird sich über die Flex Modelle von bleed freuen. Diese bestehen aus einer dünnen Gewebequalität aus Bio-Baumwolle und Elasthan. Apropos ist der sportliche Touch das Markenzeichen von bleed. Alle Kleidungsstücke sollen auch bei Bewegungen bequem sein.
ARMEDANGELS
Das deutsche Fair Fashion Label ARMEDANGELS hat sich vor wenigen Jahren den Denim-Markt etwas genauer angesehen und festgestellt, dass Denim ein ziemlich dreckiges Geschäft ist – sowohl für unsere Umwelt als auch für die Menschen, die die Jeans später tragen. ARMEDANGELS setzt bei ihren nachhaltigen Jeans ganzheitlich auf zertifizierte Bio-Baumwolle und moderne Techniken wie Laser oder Ozon-Behandlung, um giftigem Chlor und schädlichem Kaliumpermanganat auszuweichen.
Outfits mit ARMEDANGELS Jeans auf the OGNC:
manomama
Sina Trinkwalder ist die Gründerin von manomama und hat das Credo “Wir können die Welt nicht verändern, aber jeden Tag ein bisschen besser machen”. Sina ist eine Visionärin und wurde schon mehrfach für ihr Engagement als Sozialunternehmerin ihrer ökosozialen Textilfirma manomama ausgezeichnet. Das ökosoziale Textilunternehmen manomama ist in dieser Form einzigartig in Deutschland, denn Sina stellt ausschließlich Menschen ein, die auf dem klassischen Arbeitsmarkt wenig bis keine Möglichkeiten haben und schwer vermittelbar sind. Langzeitarbeitslose, Migranten, Ältere, Alleinerziehende, Leute mit Handicap. Menschen, die besonders sind, jeder auf seine eigene Art und Weise. Menschen mit individuellen Talenten, die arbeiten können und arbeiten wollen. Denen nur sonst niemand eine Chance gibt. Dazu arbeitet manomama mit ökologischen Stoffen. Ein Unternehmen, das wir Euch besonders ans Herz legen.
Kuyichi
Die Reise von Kuyichi begann 2000 in Peru als die Gründer die Baumwollindustrie erkundeten und schockiert über die Umweltverschmutzung und Armut waren. Sie begannen mit lokalen Baumwollbauern zusammenzuarbeiten und ermutigten sie, faire und biologische Baumwolle zu produzieren. Problem war allerdings, dass kaum Marken interessiert waren, diese Bio-Baumwolle zu kaufen. So nahmen die Gründer das Ruder selbst in die Hand und das Fair Fashion Label Kuyichi entstand. Kuyichi verwendet ausschließlich GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle.
fairjeans
Das deutsche Label fairjeans möchte eine gute nachhaltige Jeans, die super sitzt und passt anbieten – ganz ohne Schnickschnack. Umweltfreundlich und fair muss sie dennoch sein, da das Label der Fast Fashion-Industrie etwas entgegen setzen möchte und zeigt, dass Jeans auch zu fairen Löhnen ohne Ausbeutung produzieren kann. Für die Jeans nutzen sie Bio-Baumwolle und verwenden einen veganen Bundpatch.
LANIUS
Das Fair Fashion Unternehmen LANIUS produziert seit 1999 Mode unter fairen Bedingungen. Die Vision “Modemacher mit Rücksicht auf Verluste, Schönes erschaffen mit einem guten Gefühl” folgt LANIUS bis heute und verbindet nachhaltige Materialien mit anspruchsvollem Design. Auch, wenn LANIUS nicht auf Jeans spezialisiert ist, bieten sie ein paar Modelle an. Das Unternehmen ist GOTS-zertifiziert und verwendet hauptsächlich biologische Materialien, die von unabhängigen Instituten kontrolliert werden. So bestehen auch die Jeanshosen aus GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle und sind vegan.
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4 Kommentare
Schade das DAWN Denim nicht in deiner Liste auftaucht. Sicherlich nachhaltiger sls einige der erwähnten Labels…
Hi Lena,
danke für dein Feedback. Wir haben DAWN explizit nicht eingebunden, da wir uns bei dem Label noch unsicher sind.
Auf der Website gibt es Jeans mit der Materialzusammensetzung “19% Viskose (Rayon), 2% Elasthan, 66% Bio Baumwolle, 13% Recyceltes Polyester” – was die Sache recht schwierig macht.
Dazu sind nicht alle Baumwoll-Stoffe in Bio-Qualität. Andere erwähnte Labels achten durchgängig auf Bio-Baumwolle und sind GOTS-zertifiziert.
Gerne können wir aber Kontakt mit DAWN Denim aufnehmen und nachhaken, was es mit den unterschiedlichen Materialzusammensetzungen auf sich hat.
Liebe Grüße
Laura
Danke für den Beitrag zum Thema Jeans. Ich bin schon länger auf der Suche nach weiteren Informationen hierzu.
Danke für die Vorstellung der besten nachhaltigen Jeans-Marken. Ich finde diesen Artikel wirklich informativ und habe ihn mit Spannung gelesen.
Macht weiter so.